~ The Waves

Audiotheater nach dem Roman von Virginia Woolf

„All these things happen in one second and last forever.”

 

Bleibt jede Verlinkung für immer an uns haften? Warum kreieren wir zu all unseren Gefühlen und Dingen einen digitalen Schatten?

 

Das Audiotheater von Gwen Kyrg lässt die Stimmen der stummen Figuren auftreten, verdichtet deren Chor zu Bewegungsgeflechten und lässt den Zuschauer in die Gedankenströme der Figuren und Woolfs Bilder eintauchen. Das Prinzip „Verlinkung“ verselbstständigt sich im Bühnengeschehen. Ein Spiel mit dem Romantext, in dem englische Originalpassagen und lyrische Bearbeitungen auf Songs aus Textcollagen treffen. Ein Buch-Trip in Zeitlupe. „The door goes on opening“.

 

Es spielen: Annika Gerber, Olav Amende, Carina Sperk, Marvin Neidhardt, Eva Jaekel, Markus Braun | Regie: Gwen Kyrg | Regieassistenz: Maxie Pfannkuchen | Dramaturgie: Valérie Plagemann | Bühnenbild: Sven Glatzmaier | Projektion: Ulrike Feibig | Musik: Gwen Kyrg, Turm der Liebe, Sven Glatzmaier | Produktionsassistenz: Tina Müller | Hospitanz: Kristina Haberland | Photos: Constanze Burger

 

 

Gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig

Mit freundlicher Unterstützung der SAE

 

Premiere: 24.11.2016, Cammerspiele Leipzig

weitere Spieltermine: 25./26.11.2016 und 11./12./13./14.01.2017

"Wie die sich im Sand verlaufenden Wellen erscheint das Leben der sechs Figuren aus Virginia Woolfs unkonventionellstem Roman "The Waves". Regisseurin und Musikerin Gwen Kyrg verwandelt das sperrige Material an den Cammerspielen in grandiose Bühnenkunst. Die selbst gewählte Bezeichnung Audiotheater greift zu kurz für das, was sich hier abspielt: eine Mischung aus Performance, Installation, Hörspiel und Musik, bei der alle Elemente reibungslos ineinandergreifen.

Ein kluger Einfall ist es, die Darstellenden kaum selbst sprechen zu lassen. Stattdessen präsentieren sie sich stumm als verletzliche Individuen, während ihre Stimmen vom Band kommen. Wie aus der Ferne klingen mikroskopische Ausschnitte aus sechs Lebensgeschichten herüber, dem unaufhaltsamen Verfließen der Zeit entgegengehalten. Spärliche Bewegungen, präzise Gesten: Mehr braucht es nicht für den meditativen Sog, der 90 Minuten anhält, ohne sich zu verbrauchen.

Was an äußerer Handlung da ist, an Beziehungen und Ereignissen, wird nur angedeutet. Gerade dadurch ist die Tragik jedes Lebenslaufs spürbar - die ungeplanten Verstrickungen, verpasste Chancen, Enttäuschungen. Dies wird auch im wunderbaren Bühnenbild aufgegriffen, das sich ständig fortpflanzt und verdichtet, so dass die Bewegungen im Raum zusehends umständlicher werden, gestört durch aufgestauten Ballast. Höhepunkt sind die aus englischen Textstellen montierten Songs: Minimalistisch und kraftvoll fluten sie den Raum und frieren einzelne Augenblicke ein, als könnten sie doch der Vergänglichkeit entrissen werden.

Ein schöner, melancholischer und nicht zuletzt erfrischend zeitgemäßer Abend." Philipp Hartmann | kreuzer | Januar 2017

 

 

 „Experimentell wie die Romanvorlage ist auch Kyrgs Inszenierung. Statt einer zusammenhängenden Geschichte erschaffen die Spieler eine Collage aus Bildern, Gedanken, Phrasen, Bewegungen, bei der jeder seine Spuren hinterlässt. Und mit klaren Bildern und starkem Spiel prägt das Ensemble eine ganz eigene Atmosphäre, die einen wehmütig und gleichzeitig wohlig zurücklässt.“ Josephine Heinze | Leipziger Volkszeitung | 26./27.11.2016

Photo: Constanze Burger